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Behauptung, Propaganda:
"Würde ein Auto komplett in Europa gefertigt, würde es sich um 30 % verteuern!"
Im Spiegel vom 6. 8. 2022 wird wieder einmal das Dogma bedient, die Globalisierung ließe sich nicht mehr zurückdrehen. Dafür wurden auf Seite 62 zwei Hauptargumente ins Feld geführt:
Das erste
Hauptargument: Ein
vollständig in Europa hergestelltes Auto wäre 30 %
teurer!
Das mag
vielleicht vordergründig stimmen, bestätigt aber meine seit
Jahrzehnten vorgebrachte These, nach welchem die Globalisierung
ohne Ausbeutung der Beschäftigten in den Niedriglohnländern
schon lange mausetot wäre. Würde es weltweit gleiche
Löhne und Steuern geben, wäre die "internationale
Arbeitsteilung" längst Geschichte. Weil sie einen immensen
zusätzlichen (und umweltschädigenden) Arbeitsaufwand
verursacht.
Ein weiterer Aspekt: Die schamlose Ausbeutung der Billiglöhner
im Ausland verlangsamt den Fortschritt! Befände sich die
Herstellung arbeitsintensiver Autoteile in Deutschland, wäre die
Automatisierung schon aus Kostengründen viel weiter
fortgeschritten. Die 30 % Teuerung würden also nur
vorübergehend anfallen und nur bei einer abrupten
Rückverlagerung (die ja gar nicht möglich ist).
Das zweite
Hauptargument: Der
Fachkräftemangel würde eine weitreichende
Produktionsverlagerung nach Europa kaum
erlauben!
Aber was bedeutet eine solche Aussage? Verbirgt sich dahinter
nicht das Eingeständnis, dass wir weit über unsere
Verhältnisse leben? Ich denke, ein Land wie Deutschland hat
nur Anspruch auf das, was es selbst zu leisten imstande ist. Alles
andere ist Schmarotzertum, vielfach sogar eine verkappte
Versklavung von Menschen in Not.
Wenn Deutschland meint, einen Großteil seiner
Produktivität in die Verwaltung, Bürokratie, Rüstung,
Werbung, in überbordende EU-Vorschriften, sozialem Luxus,
Prestigebauten usw. stecken zu müssen, fehlt es natürlich
an anderer Stelle. Allein die Bundesagentur für Arbeit
beschäftigt meines Wissens inzwischen 100.000 Angestellte.
Obwohl wir doch angeblich in Deutschland fast eine
Vollbeschäftigung und einen Fachkräftemangel haben.
Eine
Anwerbung von ausländischen Fachkräften ist keine
Lösung.
Nicht nur,
weil diese Fachkräfte dann in ihren Heimatländern fehlen
(die wirklich guten Leute werden dort dringend benötigt). Nach
Deutschland zieht es bislang jährlich über eine Million
Menschen. Sie alle brauchen Wohnungen, Schulen,
Krankenhäuser, Straßen, Windkraftanlagen (wer soll das
alles bauen?) - und natürlich auch Lehrer, Ärzte,
Dolmetscher, Juristen, Betreuer usw. Der
Fachkräftemangel wird per se durch eine Zuwanderung nicht
beseitigt,
er verschiebt sich lediglich in andere Bereiche und verstärkt
sich dabei noch.
Die
30-%-Teuerungstheorie halte ich für eine stumpfsinnige
Milchmädchenrechnung!
Natürlich
mag es Waren geben, die bei einer nahezu vollständigen
Produktion in Deutschland zunächst deutlich teurer werden. Aber
Einzelaspekte vernebeln nur den Blick fürs Große und
Ganze. Entscheidend ist doch die Entwicklung der
Lebensqualität bzw. realen Stundennettolohnes.
Und da sind die Fakten niederschmetternd: Seit 1980 sind die realen
Nettolöhne und Renten um ca. 20 % gesunken! Obwohl sie sich doch
aufgrund genialer produktiver Fortschritte eigentlich hätten
verdoppeln müssen. Als die BRD (oder auch die DDR) noch
weitgehend Selbstversorger waren, hat sich der Lebensstandard Jahr
für Jahr um durchschnittlich 5 % erhöht. Und seitdem
sich die westliche Welt der Globalisierung (dem Zollfreihandel)
verschrieben hat, geht es nur noch bergab. Mit steigenden Risiken
und Abhängigkeiten. Sogar die private Altersvorsorge ist heute
nicht mehr sicher (8 % Inflation, 0 % Sparzins), weil die
Globalisierung und die Europäische Union nur noch über eine
Billiggeldschwemme über die Zeit gerettet werden kann. Ohne
Billiggeldschwemme wäre sowohl die EU als auch die
Globalisierung gar nicht mehr existent.
Fazit: Die zwischenzeitliche Entwicklung mancher Einzelpreise bei einer Rückverlagerung der Produktion ist ziemlich irrelevant. Entscheidend sind ganz andere Dinge, wie etwa die staatliche Handlungsfähigkeit und Unabhängigkeit. Die Gesamtbilanz zeigt, dass die "internationale Arbeitsteilung" alles andere als produktiv ist, auch weil sie eine Volkswirtschaft erpressbar macht. Ich erinnere hier nur einmal an das globale und innereuropäische Lohn-, Konzernsteuer-, Ökologie-, Zins- und Zolldumping, die Möglichkeiten der Steuerhinterziehung über Steueroasen, den gigantischen Scheinexport-Mehrwertsteuerbetrug (die Karussellgeschäfte) usw. Die ausbeuterische Produktion in fernen Billiglohnländern geht zudem einher mit der Verlagerung von Wissen. Wie will man deren Folgen berechnen? Und wie bepreist man die langen, unsicheren Lieferketten, die deutsche Fließbänder lahmlegen und den Staat immer wieder zur Zahlung von Kurzarbeitergeldern zwingen?
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© Dieser Text ist die Zusammenfassung einer Studie des
unabhängigen, parteilosen Wirtschaftsanalysten und Publizisten
Manfred J. Müller aus Flensburg.
Erstveröffentlichung 7. 8. 2022
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von staatlichen Institutionen, Global Playern, Konzernen,
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